Erfolgreicher Maler- und Lackierertag in Hannover: Zukunftsfähigkeit der Innungsorganisation im Fokus


Von:  BV - Elena Naser / 28.06.2023 / 08:10


Rund 100 Teilnehmer, innovative Workshop-Formate und spannende Impulse – das ist das Fazit des diesjährigen Maler- und Lackierertags, der vom Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz am 16. Juni in Hannover ausgerichtet wurde. In der historisch-modernen Kulisse des Alten Rathauses trafen sich zahlreiche Maler- und Lackiermeister aus ganz Deutschland, um sich über zentrale Themen der Branche auszutauschen.


Bereits am Vorabend diskutierte eine renommierte Expertenrunde, zu der unter anderem Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) gehörte, über das Thema „Welche Zukunft hat die Innungsorganisation?“. Trotz einer lebhaften Debatte rund um die größten Herausforderungen in Sachen Modernisierung, herrschte bei allen Teilnehmern letztlich Einigkeit darüber, dass die Innung auch zukünftig ein essenzieller Bestandteil der Handwerksorganisation in Deutschland ist.

Dies bekräftigte Guido Müller, Präsident des Bundesverbands Farbe Gestaltung Bautenschutz, in seinem Impulsvortrag auf dem Maler- und Lackierertag – mahnte jedoch auch: „Es reicht nicht, allein visionäre Ansätze zu verfolgen, die sich nur schwer umsetzen lassen. Um unsere Innungsorganisation rasch voranzubringen, müssen wir die großen Fragen in kleinen Schritten angehen. Dazu gehört beispielsweise, dass wir stärker das Engagement von unseren Innungen, Landesverbänden und ehrenamtlich Tätigen herausstellen. Auf der FAF 2024 werden wir deshalb erstmalig Innungen prämieren, die herausragendes Engagement – beispielsweise in der Mitgliedergewinnung – gezeigt haben.“

Wie eine erfolgreiche Aktivierung von Mitgliedern gestaltet werden kann, erfuhren die Teilnehmenden im Anschluss in einem spannenden Vortrag von Christoph Schleifer, Gründer und Geschäftsführer von CamBuildr, einer digitalen Lösung für Mikrokampagnen. Das Fazit: Emotionale Bindung durch kleine Interaktionen ist der Schlüssel, mit dem sich Menschen anziehen, involvieren und mobilisieren lassen. Und dass dies funktioniert, hat bereits die erfolgreiche Präsidentschaftskampagne von Barack Obama 2012 gezeigt.

Im anschließenden Workshop diskutierten die Meister und Meisterinnen angeregt, wie sich die Erkenntnisse auf die Innungsorganisation übertragen lassen. Schnell stellte sich heraus, dass mangelnde Zeit nicht der ausschlaggebende Faktor für das zunehmend zurückhaltende Engagement auf regionaler Ebene ist. Vielmehr muss die Attraktivität von Innungsveranstaltungen erhöht und die Gemeinschaft unter den Mitgliedern gestärkt werden. Auch, um neue sowie junge Maler- und Lackiermeister anzuziehen und für die Innungsarbeit zu begeistern.

Aber was treibt diese überhaupt um, was beschäftigt sie und wie können Betriebe sie erreichen? Und stimmt das Vorurteil, dass junge Menschen nicht mehr arbeiten wollen? Aufschluss darüber gab Karla Sieker, eine Vertreterin der Generation Z, die mit ihrem originellen Vortag einen Perspektivwechsel unter den Teilnehmenden anstieß. Denn die Generation Z, also Personen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, ist nicht per se arbeitsscheu. Vielmehr setzt sie andere Prioritäten. Sie möchte die Welt zu einem besseren Ort machen und sucht nach einer Arbeit, bei der sie sich selbst verwirklichen kann.

Diese Anforderung junger Menschen an ihren Beruf erfordert ein Umdenken der Arbeitgeber. Zum einen nehmen Vertrauen und Feedback sowie ein kooperativer Führungsstil einen viel größeren Stellenwert in der Zusammenarbeit ein, zum anderen bedarf es einer werteorientierten Kommunikation, die die Sinnhaftigkeit des Maler- und Lackierberufs herausstellt. „Mit unserer Arbeit erhalten wir Werte und schonen dadurch Ressourcen. Und in unserem Beruf sieht man jeden Tag, was man Schönes geschaffen hat. Das macht glücklich.“, resümiert ein bayerischer Obermeister auf die Frage, warum das Malerhandwerk ein Beruf mit Sinn und Zukunft ist.

Wie diese Zukunft aussehen kann, präsentierten Guido Kuphal, Caparol-Geschäftsführer, und Mathias Bucksteeg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Farbe Gestaltung Bautenschutz, in ihrem Impulsvortrag zur Zukunftsstudie „Delphi 2040“. „Unser Handeln in den nächsten fünf Jahren wird entscheiden, wie der Beruf des Malers und Lackierers in 25 Jahren aussehen wird. Wir müssen also schon heute die richtigen Weichen stellen“, erklärt Mathias Bucksteeg den interessierten Teilnehmenden des Maler- und Lackierertags. Dazu gehört zum einen eine frühzeitige Digitalisierung von kleinen Betrieben, die mithilfe von entsprechenden Apps ihre Kundenkommunikation und -bindung sowie Geschäftsprozesse verbessern können. Zum anderen muss sich das Maler- und Lackiererhandwerk frühzeitig in strategisch wichtige Projekte rund um das Bauen 4.0 einbringen, um als integraler Bestandteil in der Wertschöpfungskette abgebildet zu werden.

Auch Innovationen, wie der Maler-Roboter von Caparol, weisen den Weg in die Zukunft des Handwerks. „Viele Betriebe interessieren sich bereits für unseren Maler-Roboter, auch wenn dieser aktuell noch langsamer ist, als ein Mitarbeiter mit Spritzpistole.“, bemerkt Guido Kuphal. „Es geht dabei ums Image. Sie wollen sich als innovativer Betrieb präsentieren und zeigen, dass das Maler- und Lackiererhandwerk viel mehr ist, als nur eine Rolle in der Hand zu halten.“

Wie stark das Handwerk im Wandel ist und wie viele zukunftsweisende Ideen bereits heute in den rund 40.000 Betrieben und 300 regionalen Innungen umgesetzt werden, verdeutlichte der diesjährige Maler- und Lackierertag in Hannover auf eindrucksvolle Weise.

Bildquellen: Malerverband Niedersachsen, BV Farbe


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